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Umgestaltung zum insekten- freundlichen Firmengelände und viele weitere Maßnahmen bei der VolkswagenStiftung

Im Interview mit Carolin Bensch, zuständig für Aktienanlagen und außerdem für Nachhaltigkeit bei der VolkswagenStiftung

Oktober 2023

Sarah: Liebe Frau Bensch, vielen Dank, dass Sie unserer Einladung zu einem Interview gefolgt sind. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?

Bensch: Mein Name ist Carolin Bensch. Ich bin für die VolkswagenStiftung tätig, Deutschlands größte private Wissenschaftsförderin. Trotz des Namens ist dies also keine Unternehmensstiftung. Ich selbst bin in der Abteilung Vermögensanlage für den Bereich Aktien zuständig. Hier haben wir schon vor über zehn Jahren begonnen, für den Eigenbestand nachhaltige Kriterien bei der Aktienauswahl einzubeziehen. Mittlerweile werden auch unsere Aktien-Spezialfonds unter Beachtung von ESG-Kriterien geführt. 

 

Sarah: Aus welcher Motivation heraus hat das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Stiftung an Bedeutung gewonnen? Wie haben Sie sich intern organisiert, um die Themen gemeinsam voranzutreiben?

Bensch: In der Stiftung hat es damit angefangen, dass aus der Belegschaft heraus der Wunsch geäußert wurde, darüber nachzudenken, wie wir uns nachhaltiger aufstellen können. Daraufhin haben wir bereits 2009 eine Umwelt-AG als eine zeitlich begrenzte Gruppe gebildet, in der auch ich Mitglied sein durfte. Wir konnten verschiedene Maßnahmen umsetzen, v.a. mit Blick auf die Energieeffizienz. Die Veränderungen haben sich auch tatsächlich in Energieeinsparungen und damit in Euro und Cent niedergeschlagen. 2019 haben wir die Umwelt-AG reaktiviert, um weitere Ideen und Maßnahmen zu entwickeln. Beide Male sind wir so verfahren, dass wir unter der gesamten Belegschaft eine Umfrage gestartet und die Mitarbeiter:innen um Vorschläge gebeten haben, wie wir uns umweltgerechter aufstellen können. Die Resonanz war jedes Mal sehr groß. Wir haben uns jeden einzelnen Vorschlag angeschaut und geprüft, ob wir diesen verwirklichen können – auch mit Blick auf das Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Das Ergebnis dieser Bewertung haben wir der Geschäftsleitung vorgestellt, mit welcher wir dann gemeinsam besprochen haben, was wir umsetzen wollen und was nicht.

 

Sarah: Sehr spannend, vielen Dank. Welche konkreten Vorschläge wurden entwickelt und haben es in die Umsetzung geschafft?  

 

Bensch: Es sind viele Dinge dabei herausgekommen. Die Außenanlagen sind dabei das Augenfälligste. Wir haben die Bepflanzung zu einem sehr großen Teil auf heimische Gewächse umgestellt, um die Biodiversität zu fördern. In diesem Zuge haben wir auch Nisthilfen aufgehängt und Insektenhotels angebracht.

Zudem haben wir für die Jahre 2019 und 2020 unseren CO2-Fußabdruck gemessen. Wir wollen die Messung etwa alle drei Jahre wiederholen, um zu überprüfen, ob Maßnahmen zur Emissionseinsparung auch tatsächlich Wirkung zeigen. 

Auch im Bereich der Infrastruktur haben wir Veränderungen angestoßen, z.B. Arbeitsplatzdrucker reduziert und beim Drucken auf Recyclingpapier umgestellt. 

In unserer Kantine wird täglich frisch gekocht, dabei wird auf Regionalität, Bio-Qualität und Tierwohl geachtet. Zudem haben wir täglich die Auswahl zwischen einem Essen mit Fleisch und einem vegetarischen Gericht.  

Wir achten bei der Beschaffung darauf, ökologische Kriterien einzuhalten und bei einem vergleichbaren Angebot möglichst regionale Anbieter zu bevorzugen. In den Teeküchen haben wir ein zentrales Müllsammel-/Mülltrennungsystem eingeführt. Auch im IT-Bereich haben wir Maßnahmen getroffen, um bei der Anschaffung von Hardware Ressourcen einzusparen, indem wir stärker auf Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit achten. Es wurden viele Kleinigkeiten umgesetzt, die insgesamt ein ganz rundes Bild ergeben. Wer mag, kann sich dazu eine detaillierte Zusammenfassung ansehen, die wir auf unserer Website veröffentlicht haben: https://www.volkswagenstiftung.de/sites/default/files/documents/Bericht_%20Nachhaltigkeit_Add_Jan23.pdf  


Sarah: Können Sie in Bezug auf die Umgestaltung des Betriebsgeländes noch mehr Einblicke geben, wie sie das Projekt in Angriff genommen haben? Wer hat Sie dabei wie unterstützt?

 

Bensch: Wir haben Unterstützung von dem Projekt „Aussenstelle Natur“ vom Umweltzentrum Hannover erhalten und wurden beraten, wie man das Gelände insekten- und anderweitig tierfreundlicher gestalten kann, auch unter Hinzuziehung eines Naturgärtners. Unser Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen hat die Ideen schließlich umgesetzt. Das Ganze soll in den nächsten Jahren verfeinert und vervollkommnet werden. 

Man kann die Unterschiede konkret beobachten: Aus meinem Fenster heraus habe ich bis letzten November noch eine hohe und breite Feuerdorn-Hecke gesehen, die der Insektenwelt leider kaum etwas zu bieten hatte. Die Hecke wurde entfernt und stattdessen ein kleiner Baum, kleine Büsche, verschiedene Sträucher, bodennahe Gewächse und unterschiedliche Blumenarten gepflanzt. Man kann nun beobachten, wie die verschiedensten Schmetterlingsarten und Fluginsekten von der neuen Bepflanzung profitieren. 

 

Sarah: Ich finde es super, dass die Beteiligung an der Befragung so groß war. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg und die Motivation der Belegschaft?

Bensch: Es war auch für uns eine ganz positive Überraschung. Ganz offensichtlich liegen die Themen Umwelt und Soziales sehr vielen Menschen am Herzen. Viele von unseren Mitarbeitenden leben Nachhaltigkeit auch zu Hause im privaten Bereich, was es dann einfacher macht, auch im beruflichen Umfeld die Verhaltensweisen zu verbessern.

 

Sarah: Wie kann man sich die Organisation in Ihrer Umwelt-AG konkret vorstellen? Wer kommt da zusammen und in welchen Rollen?

 

Bensch: Es hat sich zunächst ein kleines Kernteam zusammengetan, welches einen ganz guten Querschnitt der Stiftung abgebildet hat. Dieses Kernteam hat Vorschläge gesammelt und nach Schwerpunkten geclustert, welche dann weiter bearbeitet wurden. Schön daran war auch, dass die Teams abteilungsübergreifend gebildet wurden, so dass ein Austausch mit anderen Leute und auf anderen Ebenen entstanden ist. Das Engagement war natürlich freiwillig, es erfolgte zwar zusätzlich zu den normalen Arbeitsaufgaben, ließ sich aber gut bewältigen, da wir uns die Arbeit gut einteilen konnten und es keinen Zeitdruck gab.

Sarah: Welche Rolle hat die Führung in der Organisation bei der Umsetzung der genannten Maßnamen gespielt?

Bensch: Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Unsere Geschäftsleitung war glücklicherweise auf unserer Seite und hat das Thema positiv begleitet und vorangetrieben. Ich denke, dass es  anders auch gar nicht geht - da kann der Wunsch und der Druck von unten noch so groß sein. Die Geschäftsleitung muss mitgehen, Maßnahmen und teilweise auch Budgets freigeben, z.B. wie bei uns für die Außenanlagen oder für Infrastruktur in Zusammenhang mit Elektromobilität. 

 

Sarah: Mit Blick in die Zukunft – mit was beschäftigen Sie sich momentan in der Stiftung? Welche nächsten Schritte im Kontext von Nachhaltigkeit sind geplant?

Bensch: Die Umwelt-AG war zunächst ein zeitlich begrenztes Projekt, welches mittlerweile ausgelaufen ist. Allerdings bleiben wir weiterhin am Ball. Es gibt genügend Mitarbeiter:innen, denen das Thema sehr am Herzen liegt und von denen Input kommt. Ich will nicht ausschließen, dass es vielleicht in einigen Jahren wieder ein ähnliches Projekt gibt.

Aktuell sind wir dabei, einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex zu erstellen. Auch hier sind wir querschnittsübergreifend und sehr motiviert in der Zusammenarbeit. Wir sind mitten im Prozess und lassen uns dabei professionell begleiten, was sehr wertvoll ist. Wir streben an, den Bericht nächstes Jahr einzureichen. 


Sarah: Zur Abschlussfrage: Was würden Sie aus Ihrer Erfahrung heraus anderen, die sich am Arbeitsplatz für mehr Umwelt- und Klimagerechtigkeit engagieren wollen, mitgeben?

Bensch: Hilfreich ist, zunächst eine Bestandsaufnahme durchzuführen, um zu sehen, wo man steht. Durch eine Befragung der Mitarbeitenden, um Vorschläge zu sammeln, holt man alle mit an Bord, und dieser Pool an Ideen und Erfahrungen ist sehr wertvoll. Da können sehr viele Anregungen zusammenkommen, mehr, als einer kleineren Gruppe vielleicht eingefallen wären. 

Wichtig ist außerdem, das Positive der Veränderung hervorzuheben und positive Anreize zu schaffen, sodass sich alle wohl damit fühlen.

Sarah: Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke.

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